Das Boot nimmt Form an!

Oh hallo, lange nicht gehört!

Ein paar Monate sind vergangen seit dem letzten Blogbeitrag – und in dieser Zeit ist richtig viel passiert! Das Boot nimmt immer mehr Form an, und es ist unglaublich, wie sehr sich der Anblick seit dem letzten Update verändert hat.

Beim Schreiben dieses Blogs ist mir bewusst geworden, wie viele einzelne Arbeitsschritte eigentlich hinter diesem Fortschritt stecken. Kein Wunder – seit dem vergangenen Blogeintrag sind rund 340 Arbeitsstunden dazugekommen. Allerdings werde ich nicht alles in diesem Beitrag behandeln.

In diesem Beitrag gebe ich dir einen groben Überblick über die wichtigsten Meilensteine. Natürlich sind das längst nicht alle Arbeiten, die passiert sind – aber die Bilder zwischen den Kapiteln helfen dir, den Fortschritt nachzuvollziehen. Also, schnapp dir einen Kaffee und sieh dir an, was sich alles getan hat!

Stringereinbau – Das Rückgrat des Bootes

Nach dem Aufbau des Rumpfgerüsts – also dem exakten Positionieren aller Frames auf dem Strongback (siehe letzter Blog) – war der nächste große Schritt der Einbau der Stringer. Diese Längsträger verlaufen entlang des Bootes und sorgen für Stabilität.

Die Stringer habe ich bereits zuvor auf einer Form laminiert, sodass sie die richtige Biegung hatten. Doch bevor sie eingesetzt werden konnten, mussten zunächst die Frames von den Frame Guessets abgeschraubt werden.

Sobald die Gussets weg waren, ließen sich die Stringer exakt an ihrem Platz zwischen den Frames einpassen. Da im hinteren Bereich des Bootes, wo später der Motor sitzt, keine Frame Gussets vorhanden sind, musste ich eine zusätzliche Stütze anbringen, um die Stringer auf der richtigen Höhe zu halten.

Ausschnitte für die Frames – Präzision gefragt

Jetzt wurde es spannend: Die Stringer mussten an jeder Stelle exakt in die Frames eingeschnitten werden. Zum Glück konnte ich die exakten Positionen der Frames direkt von der Laminierform der Stringer übertragen. Trotzdem war es ein komisches Gefühl, die mühsam hergestellten Stringer zu zerschneiden – ein falscher Schnitt, und die ganze Arbeit wäre umsonst gewesen. Aber alles lief perfekt: Die Ausschnitte (Notches) passten sauber in die Frames.

Verkleben der Frames in die Stringer – Kein Zurück mehr

Bevor ich die Frames endgültig mit den Stringern verleimen konnte, habe ich alles doppelt und dreifach überprüft. Denn sobald der Kleber (Epoxidharz) fest ist, gibt es kein Zurück mehr – und selbst kleine Abweichungen würden später enormen Mehraufwand bedeuten.

Hier kam mein 3D-Modell des Bootes wieder ins Spiel: Durch exaktes Nachmessen konnte ich sicherstellen, dass alle Abstände und Winkel stimmten.

Dann begann der eigentliche Verklebeprozess. Da ich pro Frame eine große Anzahl an Schraubzwingen brauchte, konnte ich immer nur einen Frame pro Tag verkleben. Mit insgesamt 13 Frames hat das also knapp zwei Wochen gedauert. Aber die Geduld hat sich gelohnt – alle Frames sitzen bombenfest!

Laminieren und Verkleben des Kiels – Die zentrale Achse des Bootes

Mit den fest verklebten Frames war die Basis für den Kiel geschaffen. Der Kiel ist das zentrale Bauteil des Rumpfes und gibt dem Boot seine endgültige Form und Stabilität. Doch bevor er eingebaut werden konnte, musste einiges vorbereitet werden.

Vorbereitung der Frames und des Stems

Zunächst mussten die Ausschnitte (Notches) in den Frames angepasst werden, besonders im vorderen Bereich, wo die Krümmung sehr stark ist. Jeder Winkel musste perfekt stimmen, damit sich der Kiel sauber einfügen konnte.

Dann ging es an den Stem – das ist der vordere Abschluss des Kiels, der später den Bug bildet. Der Stem wurde bereits vorher laminiert (siehe letzter Blog), aber die äußere Kante musste noch exakt zugeschnitten werden. Dazu habe ich eine Schablone erstellt, die mir die genaue Form vorgab.

Ein kleines, aber wichtiges Detail: Auf Höhe der Chines gibt es einen Knick im Stem. Warum? Das erkläre ich dir später beim Planking.

Laminieren des Kiels – Warum Übergröße?

Der Kiel wurde direkt am Boot laminiert – allerdings in Übergröße. Warum? Beim Laminieren verschieben sich die einzelnen Holzschichten immer leicht. Durch die Übergröße konnte ich später eine Seite exakt eben schleifen und die andere mit dem Dickenhobel auf die endgültige Breite bringen.

Das Laminieren selbst war ein echtes Unterfangen, wie du auf den Bildern sehen kannst. Aber meine in die Jahre gekommene Hobelmaschine hat sich mal wieder bewährt!

Verkleben von Stem und Kiel – Der große Moment

Nun war es soweit: Stem und Kiel wurden endgültig miteinander verleimt. Damit war ein weiteres großes Bauteil fertig und das Boot hat jetzt eine durchgehende, stabile Mittelachse!

Die Chines – Die entscheidende Verbindung zwischen Rumpf und Seitenwand

Nachdem die Stringer und der Kiel fest verbaut waren, fehlte noch ein entscheidendes Element an der Unterseite: die Chines. Sie bilden die Verbindung zwischen dem Boden und der Seitenwand des Bootes und beeinflussen maßgeblich die spätere Rumpfform und Fahreigenschaften.

Die Chines bestehen aus drei Hauptkomponenten:

  • Chine Top Rail – der obere Abschluss der Chines

  • Chine Flats – die eigentliche Verbindungsfläche

  • Chine Bottom Rail – die untere Füllung für einen sauberen Übergang

Nun ging es an den ersten Schritt: die Installation der Chine Top Rail.

Anzeichnen, Ausschneiden und Anpassen der Notches für die Chine Top Rail

Die Chine Top Rail erstreckt sich von der Stem (Bug) bis zum Transom (Heck) und hat einen Querschnitt von 40 × 40 mm. Dieser Querschnitt wäre aber zu steif, um ihn sauber zu biegen. Die Lösung? Die Rail wurde aus zwei 20 × 40 mm Lamellen laminiert.

💡 Kurze Randnotiz zur Biegung:

Beim Bootsbau gibt es immer einen Kompromiss zwischen Biegbarkeit und Formstabilität. Ein zu dünnes Bauteil lässt sich zwar leicht biegen, kann aber zu unsauberen Linien führen. Deshalb musste die richtige Balance gefunden werden.

Die Rail wird in Notches in den Frames gehalten und verklebt. Diese Notches wurden nicht per CNC gefräst, da es immer leichte Positionsabweichungen gibt, die beim manuellen Zuschnitt besser ausgeglichen werden können.

Also habe ich die Notches per Handsäge grob ausgeschnitten und sie dann mit dem Hobel exakt angepasst, bis sich die Chine Top Rail perfekt in eine geschwungene Form einfügte. Wichtig dabei: Beide Seiten mussten absolut symmetrisch sein.

Als die Rail perfekt passte, wurde sie endgültig verklebt – und wie immer konnte ich dabei nicht genug Schraubzwingen haben.

Chine Flats – Laminieren, Anpassen, Verkleben

Nachdem die Top Rail fixiert war, folgte der nächste Schritt: die Chine Flats. Diese bestehen aus drei Schichten Okoumé-Sperrholz und sind per CNC gefräst, sodass sie bereits die geschwungene Form des Bootes hatten.

  • Erster Schritt: Die Chine Flats wurden zuerst am Boot laminiert ohne fixe Verklebung.

  • Zweiter Schritt: Die Innenkante wurde exakt geschliffen, damit die Übergänge perfekt sind.

  • Dritter Schritt: Die Chine Flats wurden endgültig verklebt.

Chine Bottom Rail – Der letzte Schliff

Der letzte Teil der Chines war die Bottom Rail. Diese füllt den Spalt zwischen den Planks und den Chine Flats, damit später ein sauberer Übergang entsteht.

Hierfür habe ich mehrere Reststücke Holz miteinander verleimt und dann per Handhobeln auf die exakte Form gebracht.

Keel Strengthener – Verstärkung für den Antrieb

Im hinteren Bereich des Bootes, wo später das Ruder und der Austritt der Schraubenwelle sitzen, muss der Kiel besonders stabil sein. Hier verbreitert er sich in zwei Stufen – das sorgt für zusätzliche Festigkeit und eine bessere Kraftverteilung.

Zuschnitt und Verleimung der Kiel-Verbreiterung

Die Verstärkung besteht aus mehreren verleimten Holzschichten. Um später nicht zu viel Material beim Fairing (dem finalen Schleifen der Rumpfform) entfernen zu müssen, habe ich sie gestuft verleimt (terrassiert). So blieb mir eine Menge Arbeit mit Hobel und Schleifmaschine erspart.

Nach dem Verleimen wurde die Verstärkung fest mit dem Kiel verbunden – jetzt kann der Rumpf auch größere Belastungen aushalten!

Stringer Strengthener – Zusätzliche Stabilität für den Antrieb

Die Hauptaufgabe der Stringer ist es, die Kräfte des Motors gleichmäßig auf den Rumpf zu verteilen. Doch damit das optimal funktioniert, müssen die Übergänge zwischen Stringern und Frames verstärkt werden – sonst würden die Kräfte punktuell zu stark auf die einzelnen Frames wirken.

Hier kommen die Stringer Strengthener ins Spiel. Diese dreieckigen Verstärkungen vergrößern die Kontaktfläche und reduzieren so die Spannungskonzentration an den Übergängen.

Zuschnitt und Anpassung der Verstärkungen

Die Strengthener sind dreieckig und an der Unterseite angewinkelt, damit sie sich perfekt in die Struktur einfügen. Die Herstellung war allerdings eine Herausforderung – nicht nur wegen der komplexen Form, sondern auch, weil es insgesamt 38 Stück waren!

Da der Rumpf noch gefaired (geschliffen) werden musste, habe ich die Verstärkungen erst danach verklebt. Aber dazu erzähle ich dir im nächsten Blogbeitrag mehr!

Was kommt als Nächstes?

Jetzt, da alle Bauteile der Unterseite fertig verbaut sind, geht es an den nächsten großen Schritt: das Fairing. Dabei werden alle Übergänge geglättet, sodass eine perfekte Oberfläche ohne Dellen entsteht auf welle dann die Planks geklebt werden können.

Für diesen Prozess benutze ich zuerst den Elektrohobel für das Grobe und dann den Handhobel für die Feinarbeit. Aber dazu mehr im nächsten Blog!

Apropos…

Falls du jemanden kennst, der einen Bootsplatz für uns hat – oder jemanden kennst, der jemanden kennt – dann melde dich gerne! 😉

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